Bildungscampus Bürglen

selektiver Wettbewerb 2021
Neubau und Erweiterung

Der bestehende Schulcampus beim Schloss Bürglen soll für den prognostizierten Zuwachs an 100 SchülerInnen in den kommenden zehn Jahren etappenweise erweitert werden. Das Programm sieht neben diversen Schulräumen auch eine Doppelturnhalle vor. Das Schulmodell zeichnet sich durch ein hohes Mass an Integration der SchülerInnen mit unterschiedlichem Leistungsprofil und durch eine grosse Kooperationsfähigkeit innerhalb der Lehrpersonen aus. Konventionelle Klassenzimmer werden ersetzt durch Inputräume, in denen die SchülerInnen Ihren Auftrag fassen um anschliessend an ihrem Arbeitsplatz in einem klassenübergreifenden Lernlandschafts-Raum selbständig oder in kleinen Gruppen zu arbeiten.

Ort
Bürglen Thurgau
Auftraggeber
Schule Bürglen
Geschossfläche
7 900 m2 SIA 416
Gebäudevolumen
41 200 m3 SIA 416
Zusammenarbeit
Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

Visualisierungen 3D Studio

Die Vorstellung einer Schule im Park prägt das Bild des neuen Bildungscampus Bürglen. Durch den Abbruch des «Schulhaus Nord» und des «Lehrerhuus» wird der Raum zwischen den Bauten für einen kontinuierlichen Grünraum innerhalb des Planungsperimeters geöffnet. Ungeklärte Orte am nördlichen und östlichen Rand des Perimeters werden durch die Neubauten aktiviert und adressbildend gestärkt.

Wichtiges Merkmal des Projekts ist der schonende Umgang des vielfältigen Baumbestands und die Stärkung des bereits ansatzweise vorhandenen Campuscharakters. Ergänzend zum Bestand werden neue Wegbeziehungen vorgeschlagen, die eine Vielfalt an Aufenthalts- und Rückzugszonen für unterschiedliche Altersgruppen erschliessen und in die Gesamtanlage einbinden.

Jedes Klassenteam verfügt über einen eigenen Aussenzugang, der über eine kurze Vorzone mit Nebenräumen in einen zentralen Garderobenraum führt. Die sogenannten Inputräume, in denen sich die Schüler nur kurzfristig aufhalten, um danach wieder an ihren Arbeitsplatz im Gemeinschaftsraum zurückzukehren, verzichten auf grossflächige Fensterfronten, wie man sie von typischen Schulhäusern kennt. Das breitbandige Oblicht im vertikalen Volumenversatz der Baukörper im Obergeschoss fördert durch den zenitalen Lichteinfall die Vorstellung einer Raumstimmung ähnlich einem Atelier.

Die Schule versteht sich als Lebensort, als zweites Zuhause für Schüler, gleichsam wie für Lehrer. Diese pädagogische Haltung verlangt nach einer Schulhaustypologie, die sich nicht an konventionellen Bildungsbauten orientiert. Es ist die Vorstellung eines Ortes, in der die sinnstiftende Wechselwirkung zwischen Gemeinschaft und Individuum, zwischen der Aussen- und der Innenwelt auch architektonisch zum Ausdruck kommt.

Wie in einer Gruppe mit vielen verschiedenen Gesichtern wendet sich der gestaffelte Baukörper mit behutsamer Massstäblichkeit an sein unmittelbares Umfeld. Die mehrseitige Verbindung der verschiedenen Räume mit unterschiedlichen Sichtbezügen in diverse Richtungen, unterstützt die Vorstellung einer Schule als Lebensgemeinschaft, wo das Bewusstsein herrscht, dass jeder ein Teil eines grossen Ganzen ist.

Das Projekt verzichtet auf den Ersatz der bestehenden Turnhalle und schlägt einen angrenzenden Erweiterungsbau als Doppelturnhalle vor. Die Einfachhalle des Bestands wird moderat neuorganisiert und erhält mit einem neuen Vordach eine einladende Geste hin zum grosszügigen Aussensportplatz.

Der Zwischenraum zwischen dem Altbau rechts und dem Neubau der Turnhalle links bildet das Foyer des Neubaus und verbindet die durch die Hanglage gegebenen zwei Hauptnutzebenen.